Barcelona hat sich im Hinblick auf Verkehr und Mobilität stark verändert. Wo es noch vor gar nicht solanger Zeit einem Suizid gleichkam, sich mit dem Fahrrad auf den Verkehr in der Straßen Barcelonas einzulassen, ist heute in weiten Teilen der Stadt ein entspanntes Nebeneinander von Autofahrern, öffentlichem Straßenverkehr wie Bus und Straßenbahn und Fahrradfahrern zu beobachten.
Entscheidende Faktoren sind ein das ganze Jahr über mildes Klima, wenige Regentage, eine fahrradfreundliche Topografie und nicht zuletzt die in den vergangenen Jahren durch die Stadtverwaltung von der Bürgermeisterin Ada Colau getroffenen Entscheidungen, weit vernetzte Fahrradwege in das Stadtbild zu integrieren und andere verkehrsberuhigende Maßnahmen vorgenommen zu haben – auch oft gegen harte Kritik der Opposition. Es sind zur Zeit über 200 km Fahrradwege, über die die Stadt verfügt, und jeden Monat kommen neue hinzu. Eine Wette auf eine nachhaltige Zukunft der Stadt. Auch wenn das Angebot bis jetzt noch erst zögerlich von der Bevölkerung angenommen wird. Aber es ist klar sichtbar, daß das Biking aus dem Hipster Mobilitätslebensgefühl heraus sich zu einer immer mehr allgemein beliebten Fortbewegungsart hin entwickelt.
Bicing, ein von der Stadt promoviertes Fahrradverleihsystem (nur für Bewohner der Stadt, nicht für Besucher!), hat Fahrt aufgenommen. In den ersten Monaten von 2019 wurde der gesamte Fahrradbestand erneuert, mehr Stationen auch in mehr periferischen Vierteln errichtet und E-Bikes in das Angebot integriert. Und damit steht das Versprechen der Stadtregierung vor der Einlösung, daß sich in einem höchsten Abstand von 300m von deinem Wohnung eine Verleihstation und auch ein Fahrradweg befindet.

Viele Berufspendler, die täglich mit der Bahn nach Barcelona kommen, haben in Ihrem Handgepäck ein zusammenklappbares Rad. Auch in Stoßzeiten haben sie Zugang und müssen auch nicht extra zahlen.
Ein Kuriosum: Barcelona ist die erste Stadt weltweit in der Nutzung von zusammenklappbaren Fahrrädern der Marke Brompton.
Hier ein paar wichtige Hinweise und Regeln für den Besucher der Stadt, der auch alternative Fortbewegungsmittel genießen möchte:
- wie verlockend die überall zu sehenden Fahrradverleihstationen (Bicing) mit ihren roten Fahrrädern auch sein mögen, Touristen oder vorübergehend in der Stadt lebende können sich nicht einschreiben. Wenn du eine Adresse in Barcelona hast, kannst du dir die Unterlagen gegen eine jährliche Quote von 50 € zuschicken lassen (dauert ungefähr 14 Tage bis 3 Wochen).
- Für den Besucher der Stadt gibt es viele Mietmöglichkeiten von Fahrrädern zu günstigen Preisen.
- seit Anfang 2019 ist es verboten bei strengem Bußgeld von 100 – 500 € mit dem Fahrrad auf den Fußgängerstreifen zu fahren. Da es aber auch in vielen speziell in Meernähe breit angelegte Fußgängerwege gibt, ist dieses Fahrverbot aufgehoben bei Fußwegen, die über 5 Meter breit sind und (!) einen Freiraum von mindestens 3 Metern haben (also zu empfehlen, immer ein Metermaß dabei zu haben oder über ein gutes Augenmaß zu verfügen!).
- Kinder bis 12 Jahre (auch der begleitende Erwachsene) dürfen auf dem Fußweg fahren.
- Auch sollte man vermeiden, das Fahrrad irgendwo außerhalb der offiziell vorhandenen Fahrradbügel an sonstigem Stadtmobiliar wie Straßenlaternen, Ampeln, Parkbänken, Bäumen etc anzubringen. Auch hier kann es schnell zum Einschreiten der Ordnungskräfte kommen.
- Weiterhin sind verboten die Nutzung von Ohrstöpsel oder Kopfhörer während der Fahrt.
- es gibt auch viele Verleihstationen für andere unmotorisierte oder elektrisch angetriebene Fortbewegungsmittel wie Skateboards, Rollerskater, E-Roller, Segways etc. Bitte beachtet hier aber auch die offiziellen Regeln von der Stadt ausgeschrieben, wo und wie diese benutzt werden können.
- Die vielen meer- und hafennahen Altstadtviertel wie Barceloneta, El Born, Raval etc sind oft autofreie oder stark verkehrsberuhigte Zonen, wo sich Fußgänger und Fahrradfahrer den Raum teilen. Da dies auch stark tourismusfrequentierte Viertel sind, sollte schon eine gute Portion Zivismus mitgebracht werden, um streßfrei diese Wege zu teilen.
- Metro, Nahverkehrszüge und Bahn erlauben die Mitnahme von Fahrrädern (nähere Bedingungen konsultieren). Achtung bei Metro und Straßenbahn die Zeitfenster für die Nutzung. Falträder dürfen auch im Bus mitgenommen werden.
- Außerhalb der Stadt besteht immer Helmpflicht in Spanien!
- Und last but not least, laß dein Fahrrad nicht unbewacht und unangeschlossen rumstehen. Obwohl das wie selbstverständlich du das auch in deiner Heimatstadt machst, kann man das leicht in einer so gelaxten Umgebung vergessen.
Barcelona – eine fahrradfreundliche Stadt, die Wege hierfür sind geebnet!
Auch im Jahr 2019 ist Barcelona mit einem respektablen 13. Platz in dem Copenhagenize Index unter den 20 Städten weltweit gelistet, die besonders fahrradfreundlich sind. Seit 2011 gehört Barcelona in dem alle zwei Jahre erstellten Ranking zu den auserwählten Städten.