











Es ist November und die Zeit ist reif. Oliven in einer Farbpalette von hellgrün über rötlich violett bis ins dunkle blau gehend oder auch ganz schwarz hängen oft dicht gedrängt an den Olivenbäumen.
Wir befinden uns auf Olivenhainen, so wie sie auch schon vor 100 oder 1000 Jahren ausgesehen haben könnten. Das Landschaftsbild scheint in all diesen Jahrhunderten kaum große Veränderungen erfahren zu haben. Die Eingriffe des Menschen sind minimal geblieben. Es hat sich hier ein Landschaftscharakter erhalten können, der ein einmaliges Erbe für Katalonien bedeutet. Dass dies bis heute so möglich war, lag an der Abgeschiedenheit von den großen Verkehrsströmen. Weitere Faktoren sind eine schwerere Zugänglichkeit auf Grund von natürlichen Hindernissen wie Berge oder auch bedingt durch eine variantenreiche Hügellandschaft, die eine intensive Landwirtschaft erschwert.
Wir finden hier noch den traditionellen Olivenanbau, geprägt durch die typischen, unorthodoxen, in den Berg geschnittenen Terrassen. Nie gradlinig sondern immer angepasst an die Formen und Auswuchtungen der Berge. Olivenbäume, die oft Jahrhunderte alt sind mit ihrem knöcherigen, trotzigen Stamm.
Doch kam der Mensch hier an den Punkt, wo es ihm zu lästig und aufwendig war, unter diesen erschwerten Bedingungen Landwirtschaft zu betreiben. Und auch mit dem Aufkommen eines Maschinenparkes gelang es dem Landwirt nicht den Berg zu bezwingen und ökonomisch rentabel zu wirtschaften. Deshalb gab es eine Phase im letzten Jahrhundert, wo der Bauer die Felder ihrem Schicksal überlassen hat.
Dann aber vor ein paar Jahrzehnten entdeckten die Menschen erneut die Natur und den Wert einer solchen Landwirtschaft. Manches hat sich seitdem zum Guten gewandt. Verschiedene Initiativen kämpfen heute dafür, diesen historischen Kulturlandschaften eine Zukunft zu geben.
Sogar im Bio Anbau wird es schwieriger Olivenöl anzubieten, das über den handelsüblichen Marktpreisen liegt. Und da die europäische Biozertifizierung abgesehen von einem pestizidfreien Anbau keine weiteren Bedingungen stellt über die Art der Produktionsweise, gehen hier viele Bioproduzenten den einfachen und schnellen Weg.
Daher setzt sich der intensive Anbau immer weiter durch. In dieser Art von Olivenproduktion stehen die Olivenbäume wie dressiert als uniformierte Pilzköpfe in Reih und Glied. Je weiter wir in Spanien in Richtung Süden gehen, desto mehr können wir auf diese Art von Anbau treffen. In den letzten Jahren geht die Entwicklung noch einen Schritt weiter mit dem hoch intensiven Anbau. Die Olivenbäume werden in Hecken umgewandelt und sind in langen Spaliergängen angeordnet. So können sie von riesigen Erntemaschinen blitzschnell und auch bei Nacht abgebürstet werden.
Biodiversität? Auch bei ökologischen Anbau? Fehlanzeige. Kollateralschäden? Viele. Unter anderem die Zugvögel, die nachts in großen Gruppen in den Büschen schlafen und von den Erntemaschinen miterfasst werden.
Der Verein Trenca konstituierte sich im Jahr 1998 und arbeitet seitdem an verschiedenen Projekten zur Konservierung der Naturlandschaft in dieser Region und zum Erhalt oder auch Wiedereinführung verschiedenster autochthoner Tierarten wie den Schwarzstirnwürger (Trenca auf katalanisch), die mediterrane Schildkröte oder den Schwarzgeier in den Pyrenäen. Diese Feldarbeit unterstützen sie auch mit vielen edukativen Maßnahmen mit Kindern und Erwachsenen. Auch das “Salvatge” Olivenöl und seine Produktion in diesem naturbelassenen Tal ist ein weiterer wichtiger Baustein in ihrer Arbeit.
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